Weil Schreiben jenseits der reinen Schriftfertigkeit nur selten systematisch als Handwerk gelehrt wird, gehen wir beim Schreiben oft intuitiv vor, haben eine ungefähre Vorstellung davon, wie der fertige Text aussehen soll und kommen irgendwie zum Ziel. Es ist, als würden wir durch eine Black Box laufen und hoffentlich den Ausgang finden. Geht in dieser dunklen Kammer etwas schief, ist schwer zu erkennen, worin genau das Problem liegt.
Hier setzt die sogenannte prozessorientierte Schreibdidaktik an. Wir machen den Weg von der Idee zum fertigen Text transparent und unterteilen ihn in kleine Schritte, zu denen wir passende Techniken entwickeln. Was sind dabei für Sie hilfreiche Wegweiser? Was haben Sie an Wissen und Erfahrung schon im Gepäck? Was dient Ihnen als Kompass?
Durch das Erproben von praxisnahen Schreibmethoden und durch die Reflexion dessen, wie Sie beim Schreiben vorgehen, lernen Sie, Ihren Schreib- und Arbeitsprozess zu verstehen und zu steuern. Gerade auf neue Schreibsituationen und Schreibaufträge können Sie so souveräner reagieren. Schreiben folgt dabei immer auch individuellen Strategien. Was für die einen passt, hindert die anderen am Schreiben. Deshalb sind die vermittelten Methoden Angebote, aus denen Sie auswählen können und die Sie ebenso verändern, weiterentwickeln oder verwerfen dürfen.
Im Mittelpunkt steht der Prozess des Schreibens, der Weg von der Idee hin zum fertigen Text. Doch Schreiben kann noch viel mehr. Es hilft, Lern- und Arbeitsprozesse zu erleichtern, Denkknoten zu lösen, kurz: den Arbeitsspeicher des Gehirns zu erweitern, indem wir Dinge verschriftlichen und visualisieren. Denn die Vorstellung „Ich muss es mir im Kopf zurechtlegen und dann nur noch aufschreiben“ kann leicht bewirken, dass Sie beim Schreiben immer wieder stecken bleiben. Skizzen, Notizen, Zwischenprodukte, Textentwürfe – all das gehört zum Weg dazu.
Das heißt jedoch nicht, dass das Textprodukt keine Rolle spielt. Klarheit, Verständlichkeit und Schönheit der Sprache haben ihren Raum. Doch geht es dabei weniger um das Erlernen von Konventionen und Textschablonen, sondern um das Ausprobieren von Methoden, die helfen, selbst zu erkennen, wann die Struktur stimmt, wann ein Text gut ist und wann er das trifft, was Sie sagen möchten. Feedback ist dabei zentraler Teil des gesamten Schreibprozesses.